Hintertux

Hochzeitstraditionen

Welche bis heute zelebriert werden

Fragen

Ohne das Einverständnis wird es in einer Ehe schwierig werden, das weiss jeder im Tal. Deshalb ist es unumgänglich die Eltern der Braut um Erlaubnis zu Fragen. Diese Tradition ist so alt wie die Kirchen im Tal und genauso unangezweifelt. Ein echter Zillertaler steht mit einer Flasche des besten Schnapses, Speck und Käse vor der Tür.

Das Schnapserln

Bevor es los geht erfolgt das "Bringen" eines Glases, gefüllt mit Schnaps. Das Brautpaar trinkt daraus als Zeichen der Liebeserklärung es wird auch "sich einig trinken" genannt. Erst nach dem Schnapserl macht sich das Paar auf dem Weg zum Pfarrer um für die kirchliche Hochzeit anzufragen - dies wird auch "beten gehen" genannt.

Das Hochzeitsladen

Wenn die Liste der einzuladenden Gäste fertig ist, fängt ein schlaues Brautpaar früh genug an mit dem sogenannten „Hochzeitsladen“. Denn im Zillertal und Hintertux werden alle Gäste persönlich eingeladen. Meist am Abend. Dies macht die Sache natürlich nicht einfacher, denn Ziel der eingeladenen Gäste ist es, das Brautpaar so betrunken wie möglich zu machen. Es sollte dabei vielleicht erwähnt werden, dass im Zillertal eine Hochzeit mit 100 Personen als kleine Hochzeit gilt.

Das "Absperren"

Wenn im Zillertal jemand nicht zur Hochzeit eingeladen wurde, dann sperren diejenigen, meist Bekannte oder Mitglieder desselben Vereins, den Weg aus der Kirche ab. Das Brautpaar muss dann ein lustiges Spiel absolvieren mit nicht zu wenig Schnaps als Unterstützung... Die "Absperrer" werden anschließend eingeladen, je nach Ort zu Kaffee und Kuchen oder eher seltener auch zum Essen.

Die Schlaufe der Schürze

Bei einer Hochzeit in Tracht oder besser noch in der Zillertaler Tracht wird die Schürze der Braut umgebunden. Dafür gibt es einen jahrhundertealten Brauch der besagt: Bei einer jungfräulichen Frau ist die Schlaufe mittig gebunden, bei ledigen links und bei Verheirateten rechts. Die Braut geht also mit links gebundener Schlaufe in die Kirche und kommt mit rechts gebundener wieder raus.

Das "Brautstehlen"

Die Tanzfläche wird nach dem Festessen vom Brautpaar eröffnet. Während dem Hochzeitstanz versammeln sich die Männer um das Brautpaar. Immer näher scheinen diese zu kommen um die  Braut zu greifen und diese zu entführen. Die Trauzeugin der Braut ist nun dafür Zuständig diese so schnell wie möglich wieder zu finden. Die "Stehler" bringen die Braut meistens in eine Bar, bis die Trauzeugin sie findet und auslöst. Dieser ist nämlich für die Zeche zuständig. Es ist also zu empfehlen einen Informanten mitzuschicken der Braut wird das Handy nämlich abgenommen. In der Neuzeit wird auch der Bräutigam von den Damen entführt und dessen Trauzeuge ist für das wieder finden zuständig.

Der Brautstrauss

Die Braut kann den Brautstrauss selber auswählen oder diesen von einem Auserwählten machen lassen. Allerdings sollte er zum Gewand und der Braut passen. Legendär ist nach dem „Stehlen“ das „Werfen“. Die ledigen Dirndln versammeln sich hinter der Braut, die Braut dreht sich mit dem Rücken zu den Dirndln und wirft blind den Strauss in deren Richtung. Diejenige welche den Strauss fängt, wird die nächste Braut sein. Aber Achtung - es ist wichtig, dass der Brautstrauss wieder an das Brautpaar zurückgegeben wird. Dieser wird nämlich getrocknet und unter dem Dach aufgehängt. Dort soll der Strauss über das Brautpaar wachen, als Zeichen der ewigen Liebe.

Junggesellen-Abschied

Bevor ein Zillertaler verheiratet ist, wird mit den Freunden noch einmal richtig Gas gegeben. Eigentlich hat der traditionelle "Polterabend" die Funktion, böse Geister von der Ehe fernzuhalten. Dies wurde an die moderne Zeit angepasst und heute geht es eher darum mit seinen besten Freunden noch mal richtig einen drauf zu machen, dies ist zumindest der Vorwand. In Wirklichkeit geht es um einen Abend mit den besten Freunden und um die Unterstützung dieser für einen neuen Lebensabschnitt... Natürlich feiern die Frauen genauso wie die Männer. Trotzdem, wer schon einmal bei einem richtigen Zillertaler Polterabend dabei war, weiß genau, es ist nicht empfehlenswert diesen am Abend vor der Hochzeit zu machen.

Die Brautnacht

Den Tag vor der Hochzeit verbringt das Brautpaar nicht gemeinsam. Die Braut schläft ein letztes Mal (ledig) in ihrem Elternhaus. Um den Abend zu verkürzen und der Braut eventuelle Sorgen abzunehmen kommen die Freunde und gut gesinnte der Braut zum Elternhaus und singen das „Brautlied“. Dieses Lied ist so treffend, dass es jede Braut zu Tränen rührt, verstehen wird man es aber immer erst zu dem Zeitpunkt wenn es für einen selber gesungen wird…

Das Brautlied singen

Das Brautliedsingen ist ein ganz besonderer Brauch. Eine angehende Braut sollte also wirklich dafür sorgen, dass Sie am Abend vor der Hochzeit zuhause ist, es kommen nämlich Freunde und gut gesinnte um der Braut unangemeldet in der letzten Nacht das „Brautlied“ zu singen.

Das Braut wecken

Das „Brautwecken“ wird heute nur noch eher selten gemacht. Meist mit Böllerschüssen und andern lauten Geräuschen wird das Brautpaar am Hochzeitstag geweckt, damit diese nicht verschlafen. Die Tradition besagt eigentlich, dass die "Brautwecker" mit viel Krach die bösen Geister vertreiben. Natürlich müssen die „Brautwecker“ mit einer „gscheiten“ Jause (Speck, Käse, Eier und Schnaps) verköstigt werden, dies macht meistens die Brautmutter.

Das "Weisat"

Als "Weisat" wird das Geldgeschenk der eingeladenen Gäste bezeichnet (Absperrer sind davon ausgenommen). Es ist der Anstand dem Brautpaar ein gutes Weisat zu geben. Es sollte zumindest das Abendessen und einen durstigen Zillertaler abbezahlen können. Es kann in einem weissen Kuvert übergeben werden oder auch als lustiges Geschenk verpackt werden. Die Freunde machen sich meist einen Spass daraus das Weisat so knifflig wie möglich zu verpacken. Es soll für das Brautpaar möglichst lange dauern um ans Geld zu kommen (die erste Eheprobe sozusagen)

Büscherln

Die kleinen Büscherl werden von Freundinnen der Braut gebunden, auf der Rückseite werden Anstecker befestigt. Die Verwandten des Brautpaares erhalten schon vor der Kirche ein Büscherl. Alle anderen bekommen es erst wenn Sie das "Weisat" (Geldgeschenk) dem Brautpaar übergeben haben.

"Ticke Tua"

Es ist fast unmöglich einen Streich zu verhindern, zu groß ist die Kreativität der Zillertaler. Nachdem die Hochzeitsfeier vorbei ist kann das Brautpaar sich meist nicht ins Bett legen und schlafen. Während der Feier machen sich ein paar lustige Gäste unauffällig davon um dem Brautpaar einen Streich zu spielen. Meistens wird die Eingangstür zugemauert oder das Bett ausgebaut. Einmal wurde eine Wohnung mit so vielen aufgeblasenen Luftballons ausgestopft, dass das Brautpaar diese erst zerplatzen musste um in die Wohnung zu kommen. Die Nachbarn wurden von diesem Lärm wach und riefen dann die Polizei weil sie dachten, dass sich das Brautpaar bereits nach der ersten Nacht gegenseitig erschiessen würde... Ein wirklich gelungener Scherz.